Als ich meine Ernährung auf glutenfrei umgestellt habe, waren Rohkostkuchen und rohe Süßigkeiten noch nicht wirklich auf meinem Radar. Ich wusste, dass es so etwas gibt. So wie man weiß, dass aus Kaulquappen einmal Frösche werden und dass es Fahrräder mit Elektromotor gibt. Doch hey, was hat das mit mir und meinem Alltag zu tun? Nach und nach rückten rohe Kuchen und Torten dann in meinen Fokus. Auf einmal waren sie einfach da. Denn die meisten rohen Süßigkeiten sind nun einmal von Haus aus glutenfrei. So simpel war das.
Die Einschränkung der Lebensmittelauswahl im Rahmen meiner glutenfreien Ernährungsumstellung hat, im Nachhinein betrachtet, eine große Erweiterung mit sich gebracht. Mein Blick hat sich für neue Zutaten und Zubereitungsweisen geöffnet. Unter anderem für die fabulöse Welt der rohen Süßigkeiten. Kennt ihr das? Wahrscheinlich hätte Oma diesen Zustand weise "aus der Not eine Tugend machen" genannt.
Ich bin übrigens immer noch zeitweilig überrascht, wie positiv sich die glutenfreie Ernährung auf mein Wohlbefinden auswirkt. Ich habe das Gefühl, als wäre alles in eine Art Balance gekommen. Das hätte ich anfangs nicht gedacht, weil mir der Gedanke daran, fortan auf Weizen, Dinkel und vieles mehr verzichten zu müssen, einen ganz schönen Schrecken eingejagt hat. Der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier. Glücklicherweise gewöhne ich mich nach einer kurzen, heftigten Abwehrphase sehr schnell an Neues. Und mache das Neue dann eben zu einer Gewohnheit :-). So gehört es inzwischen zu meinen liebgewonnenen Routinen, regelmäßig rohe Kuchen, Schnitten und ähnliches zuzubereiten, die von uns in Manier verhungerter Rottweiler inhaliert werden.
Diese kleinen Cashew-Kokos-Cups sind perfekt für alle, die nicht gern lange in der Küche stehen möchten. Mitunter dauert die Zubereitung von rohen Köstlichkeiten ja eine Weile, wenn man beim Einweichen von Nüssen anfängt und eine spätere Kühlzeit hinzurechnet. Gekühlt werden müssen diese Mini-Cups ebenfalls, damit das enthaltene Kokosöl schön fest wird und die Cups ihre Form behalten. Eine Dreiviertelstunde im Tiefkühlfach genügt ihnen aber bereits. Und die Zutaten habt ihr in höchtens zehn Minuten zusammengerührt.
Bei diesem Rezept habe ich mich für eine Basis aus Cashewkernen und Kokosraspeln entschieden. Cashewkerne sorgen durch ihre buttrig-weiche Konsistenz einfach für eine unvergleichliche Cremigkeit. Interessant finde ich, dass Cashews dabei zu den fettärmsten Kernen und Nüssen überhaupt zählen. Ich hätte sie anders eingeschätzt. Doch mit einem Anteil von ungefähr 44% Fett sind sie absolutes Schlusslicht unter den Nüssen und erstaunlich "mager". Wie hier schon erwähnt, haben Cashewkerne leider nicht das tollste Omega-6 zu Omega-3-Fettsäurenverhältnis. Daher ist es wichtig, auf andere Quellen zurückzugreifen, um ausreichend mit den essenziellen Omega-3-Fettsäuren versorgt zu sein. Walnüsse oder Chiasamen tun da einen tollen Job.
Es wäre alles andere als fair, die Cashewnuss auf ihre etwas missglückte Zusammensetzung von Fettsäuren zu reduzieren. Wie fast überall im Leben, gibt es Schatten- und Sonnenseiten. Kommen wir also ganz schnell zur tollen Nachricht: Die Cashewnuss (die botanisch betrachtet gar keine Nuss, sondern eine Steinfrucht ist) hat nämlich andere gewichtige Pfunde, die sie in die Waagschale werfen kann.
Hervorheben muss man einfach ihren außerordentlich hohen Tryptophangehalt, der sie zu etwas wirklich Besonderem macht. Von 450 mg Tryptophan pro 100 g können andere Lebensmittel nämlich wirklich nur träumen (und den erreichen nicht einmal tierische Produkte, die oft höhere Werte erzielen als pflanzliche). Einen ähnlichen Tryptophanwert wie die Cashewnuss erreicht sonst nur die Sojabohne. Auf gut 320 mg Tryptophan bringt es die Erdnuss, Haselnüsse und Haferflocken immerhin auf gute 200 mg.
Wem der Begriff Tryptophan nicht gleich etwas sagt - hier ein paar Infos für euch. Diese besondere Aminosäure ist der Stoff, aus dem unsere gute Laune gebastelt wird :-). Tryptophan ist ein wichtiger Baustoff für das Glückshormon Serotonin. Ängstlichkeit, Schlafmangel, Heißhungerattacken, depressive Gedanken - all dies kann auf einen niedrigen Serotoninspiegel zurückzuführen sein. Der Körper muss also mit ausreichend tryptophanhaltigen Lebensmitteln versorgt werden, um Serotin herstellen zu können.
Neben Tryptophanin ist zudem eine ausreichende Versorgung mit Mineralstoffen wie Magnesium und Zink sowie den B-Vitaminen wichtig, damit die Serotoninproduktion auf vollen Touren laufen kann. In unserem Körper greift ein Rädchen ins andere und nur, wenn alle Räder gut geschmiert sind, können alle wichtigen Prozesse geschmeidig Hand in Hand ablaufen. Praktischerweise enthält die Cashewnuss von allen Nüssen auch noch den höchsten Magnesiumgehalt. Zink und B-Vitamine bringt sie ebenfalls mit. Das heißt, diese tolle kleine Frucht vereint in sich allein schon die wichtigsten Baustoffe, die ihr für sonnige Stimmung benötigt.
Ich sage mal so: Wer jetzt noch nicht überzeugt ist, diese glücklich machenden Cashew-Kokos-Cups zuzubereiten, dem ist nicht mehr zu helfen. Also bitte ran an Mixer und Rührschüssel und sichert euch eure gute Laune :-).
Rohe Cashew-Kokos-Cups mit Tahin und Schokoladenhaube
Für 12 Mini-Cups braucht man (12 Mini-Muffinförmchen):
125 g Cashewkerne
30 g Kokosraspel
30 g Kokosöl
30 ml Ahornsirup
1 EL weißes Mandelmus (30 g)
1 TL Tahin (10 g)
1/2 TL Vanille
Für die Schokoladenhaube:
50 g Kakaobutter
15 g (rohes) Kakaopulver
25 ml Ahornsirup
1 Messerspitze Vanille
So geht es:
1. Die Mulden einer Mini-Muffinform mit 12 Papierförmchen auskleiden oder eine Silikon-Muffinform verwenden.
2. Cashewkerne und Kokosraspel in einen Foodprocessor oder (Hochleistungs-)Mixer geben und in ca. 10 Sekunden zu Mehl mixen. Die Mischung in eine Schüssel geben und mögliche vorhandene Klumpen mit den Fingern zerbröseln.
3. Das Kokosöl in einem Töpfchen bei niedriger Hitze schmelzen. Das flüssige Kokosöl mit allen anderen Zutaten zum Cashew-Kokos-Mehl geben. Alle Zutaten mit einem Schneebesen verrühren, kleinere Klumpen zerdrücken.
4. Die Masse auf die 12 Mini-Muffinförmchen verteilen.
5. Für die Schokoladenhaube zunächst die Kakaobutter bei niedriger Hitze schmelzen. Den Ahornsirup unterrühren, dann Kakaopulver und Vanille hinzufügen. Die flüssige Schokolade auf die Cashew-Kokos-Cups gießen.
6. Die Muffinform für eine Dreiviertelstunde ins Tiekfühlfach stellen und die Cups fest werden lassen. Die Mini-Cups lassen sich anschließend auch im Kühlschrank aufbewahren - je nach gewünschter Konsistenz (im Kühlschrank werden sie etwas cremig-weicher, behalten aber, wenn sie einmal im Tiefkühlfach waren, ihre Form und schmecken aus dem Kühlschrank sogar einen Tick besser).
Enjoy ❤! Eure